Das ist ein Schauplatz (längst) vergangener Epochen. Ein mit Relikten behangenes Gebäude als Ort der nostalgischen Erinnerung an frühere Lebenswirklichkeiten. An das verstaubte Image eines Museums nähern sich junge Leute in der Regel nicht so schnell an. Es sei denn dieses Museum of Art & Digital Entertainment (MADE) ist ein interaktives Videospielmuseum in Oakland, Kalifornien.
MADE for your Entertainment
Dann leuchten plötzlich nicht nur Kinderaugen, wenn sie alte Retro- Klassiker für sämtliche jemals produzierte Konsolen (von Atari bis Playstation) in einem Museum wiederentdecken. Das MADE in Kalifornien hat damit etwas geschafft, was Deutschland hierzulande noch etablieren will. Ein Haus, in dem die gesamte Bandbreite von digitalen Spielen abgebildet wird. Christian Schmidt, Kulturreferent der Stadt Nürnberg, forderte erst vor kurzem in den Nordbayrischen Nachrichten, das in Nürnberg ansässige Pellerhaus in eine bundesweite Anlaufstelle von Video, Computer – und Handyspielen zu machen. In Oakland ist man da schon einen Schritt weiter. Das MADE gilt als das einzige spielbare Videospielmuseum der Welt. Gleichzeitig ist es das erste öffentlich zugängliche Videospielmuseum in den Vereinigten Staaten gewesen. Gegen eine Gebühr von zehn Dollar am Tag, kann man alle ausgestellten 5300 Spiele der Sammlung selbst zocken. Eine Jahresmitgliedschaft kostet 50 Dollar, für Familien 100 Dollar.
Virtuelle Visionen werden Realität
„Wir wollen die Geschichte der Videospiele erhalten und die Informationen über die Entwicklung der Games einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen!“ lautet das Motto der gemeinnützigen Organisation, die sich aus Spenden finanziert. Jeder kann zum Erfolg der Organisation mit Geld- oder Sachspenden beitragen. Das MADE sucht ständig erfahrene Spieler mit technischem Know-How, die neue Programme implementieren können, Server verwalten, beim Aufbau des Wikis helfen oder Community Building betreiben. Vor Augen schwebt immer der 15-Jahres Plan: In der Innenstadt soll eine Weltklasse- Einrichtung entstehen, die die Videospielwelt für alle erlebbar macht. Scheitert diese Vision, hat MADE bereits einen Plan B in der Tasche: Alle gespendeten Materialien und das gesamte Museumsvermögen soll dann der Standford University mit der größten kuratierten Sammlung von Videospielen, zugutekommen.
MADE geht nicht online
Von einem Scheitern des Konzepts kann laut MADE bislang keine Rede sein. Verfolgt man die hitzig geführten Debatten über die Ablehnung der Anfrage auf Ausstellen von Online- Games möchte man meinen, das Projekt stünde auf der Kippe. Geht es nach der ESA (Entertainment Software Association) steckt unter dem Deckmantel der gemeinnützigen Organisation eine kommerzielle Konkurrenz für die gesamte Videospielbranche. Nintendo, Ubisoft, Electronic Arts und viele weitere Firmen, die in der ESA zusammengeschlossen sind, befürchten durch die zunehmende Präsenz und Erweiterung des Museums erhebliche Einbußen auf dem Absatzmarkt. Das amerikanische Urheberrechtsggesetz (DMCA), pflichtet der Einschätzung einer kommerziellen Konkurrenz bei: Durch die Erhebung von Gebühren zum Zweck der Nutzung der Videospiele handelt es sich hierbei eindeutig um einen kommerziellen Anbieter.
Wenn der Emulator neue Videospielwelten generiert
Natürlich ist damit die Mär von der kulturellen Organisation, die nur das Erbe der professionellen Videospielherstellung bewahrt und veranschaulicht, nicht vom Tisch. Es ist eben eine Mischform aus klassischer Kultur und interaktiven Kommerz. Viel schlimmer ist ohnehin die Angst der Branche, das Museum könnte aktiv Hilfe leisten beim Aufbau eigener Serverinfrastrukturen im Onlinegamebereich. Wenn Servercodes von Spielern so manipuliert werden würden, dass daraus neue Releases von ehemaligen Online Games entstehen, dann sieht die ESA dies nicht nur als wirtschaftliche Gefahrenquelle an, sondern auch als Urheberrechtsverletzung. Diese Aussage macht klar: es besteht auch von der Videospielindustrie ein großes Interesse den Retro- Markt zu bedienen. Alte Online- Games stehen hoch im Kurs. Das MADE mit dem Einsatz von Emulatoren Spieler unterstützt, die Original Hardware von Online Games an den PC anzupassen, ist ihnen ein Dorn im Auge.
Copyright Officer zur Stelle?
Gefordert ist in diesem Konflikt eine Entscheidung des Copyright Office, der amerikanischen Behörde zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen. Bringt endlich das Digital Millennium Copyright ACT zur Anwendung. In dem 1998 von Bill Clinton und vom Kongress verabschiedeten Urheberrechtsgesetz stehen die Herstellung sowie der Vertrieb von Geräten und Software zur Umgehung von Kopiersperren unter Strafe. Da sogenannte Digital Rights Management (DRM soll im Interesse der Hersteller verhindern, dass die digitalen Dateien von der Öffentlichkeit einfach so verändert, geschweige denn weiterverbreitet werden können. Allerdings hat das Copyright Office immer wieder Ausnahmen verabschiedet, wie Spieler diese Bestimmungen umgehen konnten. 2015 durften Repliken von Online-Servern erstellt werden, obwohl die Original Server der Hersteller abgeschaltet waren. Die Gesetzeshüter des Copyright Office stehen vor einem Dilemma: Auf der einen Seite stehen die berechtigten Interessen der Spielerfinder, auf der anderen die Hüter ihres Erbes, die sich dem technischen Fortschritt mit anpassen müssen. Dass das amerikanische Urheberechtsgesetz (DMCA) als Druckmittel für das Zustandekommen des Freihandelsabkommens mit Australien- Australien musste daraufhin erst ein ähnliches Urheberrechtsgesetz erlassen- eingesetzt wurde und seitdem als umstritten gilt, macht die Ausgangslage nicht gerade einfacher.